Passauer Bistumsblatt, Ausgabe vom 1940-11-17. Herausgeber: Archiv des Bistums Passau, Passau (2016). Veröffentlicht unter der Lizenz Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. Passauer Bistumsblatt. Mitteilungsblatt des Bichöflichen Stuhles. Bischöflicher Stuhl Passau, Passau. 5. Jahrgang Nr. 46, 1940-11-17. Die Zeitungsdoppelseiten wurden mit 300dpi und einer Farbtiefe von 24 Bit gescannt, die resultierende TIFF-Datei binarisiert und als Input für die OCR-Software verwendet. Überschriften, Artikeltexte und Seitenumbrüche wurden kodiert, Absatzumbrüche und Spaltenumbrüche wurden nicht kodiert. Artikelüberschriften wurden korrekturgelesen, Artikeltexte als OCR-Rohausgabe belassen. Ausgenommen je 3 Artikel pro Ausgabe, die grün markiert sind und vollständig korrigiert wurden. Das Projekt „Digitalisierung und Onlinestellung des Passauer Bistumsblattes“ stellt eine gemeinsame Unternehmung des Archivs des Bistums Passau, des Lehrstuhls für Digital Humanities der Universität Passau und des Passauer Bistumsblatts dar. Es wurde von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Archivs und des Lehrstuhls für Digital Humanities umgesetzt. ──────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────────── Passauer Bistumsblatt Jahrgang 5 Nummer 46 17. November 1940 Der Christ vor der Majestät des Todes ───────────────────────────────────── kannt werden, daß die übergroße Mehrzahl un­ serer Grabdenkmäler auch heute noch christli­ chen Geist atmet. So muß es bei Christen auch bleiben! "Auf einem christlichen Grabmal muß das Zeichen des Kreuzes zu finden sein, soll ein Wort christlicher Hoffnung stehen. Ähnliches gilt von den Todesanzeigen. Der Leser einer solchen Anzeige soll nicht erst aus der Bekanntgabe der Trauergottesdienste merken, saß der Verstorbene ein Christ war. Geben wir als Christen auch unseren Todesanzeigen ein christ­ liches Gepräge. Setzen wir statt irgendwelcher Redensart ein Wort Christi an den Anfang oder Schluß, etwa: "Ich bin die Auferstehung und das Leben" oder "Ich werde zum aufer­ wecken am Jüngsten Tage". Neulich war in einer Zeitung eine Todesanzeige zu lesen, die schon im Wortlaut auf den christlichen Geist der betreffenden Familie schließen ließ. Es hieß da: "Der göttliche Heiland hat gestern abend nach Empfang der heiligen Sterbesakramente und priesterlichem Beistand seine treue Dienerin, meine innigst geliebte Gattin... zu sich in die Ewigkeit gerufen. Möge der liebe Gott ihr gnädiger Richter gewesen sein und ihre Opfer und Leiden mit dem Himmel belohnen! In unserem großen Schmerz bitten wir um das Fürbittgebet der christlichen Mitbrüder und Mitschwestern." Und in der Danksagungsan- Der Christ vor der Majestät des Todes Von Der Vergänglichkeit aller Erdenpracht spricht in diesen Wochen das fallende Laub und das leere Feld. Unsere Gedanken beschäftigen sich da unwillkürlich auch mit dem Vergehen des Menschenlebens, mit jener Stunde, in der wir Die Hülle unseres Leibes verlassen und durch das dunkle Tor des Todes hinübergehen in jene andere Welt. Der Tod meldet sich zu Wort und wir müssen ihm Gehör schenken. Drei Forderungen stellt der Tod an uns: er verlangt Ehrfurcht, Glaube und Bereitschaft. Ehrfurcht vor dem Tod! Wenn ein Mensch im Sterben liegt und der Tod zum Sieger wird über alle menschlichen Künste, dann spüren alle, die das Sterbelager umstehen, daß die ent­ scheidende Stunde im Leben des Scheidenden gekommen ist. Leib und Seele, ein Leben lang verbunden zum Guten wie zum Bösen, müssen sich trennen. Die Ehrfurcht vor der gewaltigen Majestät des Todes soll den Christen in dieser Stunde davon abhalten, durch unbeherrschtes, lautes Schreien und Klagen seinem Schmerz Ausdruck zu verleihen; stilles Leid ist manchmal echter als der überlaute Schmerz. Der Christ bat auch Ehrfurcht vor der Leiche. Weihwasser und Sterbelicht stellen wir an das Totenbett, weil der geweihte und geheiligte Leib eines Christen der Beerdigung harrt. Wir geben in die erkalteten Hände Rosenkranz und Sterbekreuz, daneben mögen immer noch Blumensträuße der Liebe ihren Platz finden. Ehrfurcht vor dem Tode, wenn der Priester die Seele mit Gebet hinübergeleitet in die Ewigkeit! Es ist manch­ mal, als ob diese Ehrfurcht bei Christen zu schwinden begänne. Die Ehrfurchtslosigkeit be­ ginnt oft schon bei dem mit Gleichgültigkeit vorbereiteten Versehtisch, sie setzt sich fort in einer deutlichen Teilnahmslosigkeit an den Sterbegebeten und findet ihre Krönung in unchristlichem Verhalten beim Leichenbegängnis. Nicht einmal in dieser ernsten Stunde, in die der Hauch der Ewigkeit hineinweht, finden manche sogenannte Christen den Mut, ein lautes Vaterunser nachzusprechen, wenn es vorgebetet wird. Hier ist man wirklich versucht, von der Ehrfurchtslosigkeit und Lieblosigkeit dem Toten gegenüber auf eine offene Glaubenslosigkeit gegenüber den ewigen Dingen zu schließen. Der Tod verlangt Glauben: Für uns Chri­ sten ist der Tod nicht Ende des Lebens, nicht Abbrechen des Lebensbaumes, nicht völliges Auslöschen des Lebenslichtes, sondern Über­ gang zu einer höheren Form des Lebens. "Deinen Gläubigen, Herr, wird das Leben ja nicht geraubt, sondern nur neu gestaltet", beten wir in der Totenpräfation. Tod des Christen ist Heimkehr in das ewige Vaterhaus, Aus­ ruhen nach der Erdenmühsal in den Armen Gottes, ist Friede eines Lebens in Christus. Nachhaltig kommt der christliche Todesglaube an alten, christlichen Grabdenkmälern zum Aus­ druck, wenn dem Toten nachgerufen wird: Ruhe in Christus! Magst du leben in Christus! Friede und Heil im Herrn! Es muß aner- zeige für dieselbe Verstorbene war in erster Linie gedankt für die heiligen Messen, die für ihre Seelenruhe gelesen wurden. Christliches Sterben setzt voraus, daß man die Bereitschaft für den Tod gelernt hat. Jeder Christ, der von schwerer Krankheit befallen wird, sollte sobald als möglich seine irdischen Angelegenheiten in einem Testament in Ordnung bringen, muß aber ganz besonders seine Seele in Beicht und Kommunion bereiten für den letzten Gang. Wann werden wir endlich den Aberglauben ablegen, daß der Priester am Bett des Schwerkranken immer dessen Todesurteil bedeutet? Wann werden wir den Mut finden, schwerkranken Verwandten offen zu sagen, daß es ernst um sie steht und daß sie sich bereitmachen sollen für den Ruf Gottes? Es darf nicht die Sitte einreißen, den Priester erst an das Bett eines bewußtlos Dahinsterbenden zur letzten Ölung zu rufen, damit man dann sagen kann: "Versehen mit den Tröstungen der heiligen Religion." Aber schließlich darf die Vorbereitung auf den Tod nicht erst kurz vorher beginnen, der wahre Christ lebt immer in der Erwartung des Todes. Er weiß, der Herr kommt "wie ein Dieb in der Nacht", wann wir ihn nicht vermuten. Das Sterbekreuz über dem Bett oder unter dem Kopfkissen lehrt uns, daß allein die Lebensfreundschaft mit dem Gekreuzzigten volle Todesbereitschaft sichert. Teilnahme an den Früchten der Erlösung in regelmäßigem Gebet, Meßopfer und Sakramentenempfang macht uns bereit. Der Glaube, daß Christi Tod um das Leben gab, befähigt uns, dem Tod ins Angesicht zu sehen, mit dem Herrn zu leben und zu sterben. In der Verbindung mit Christus dem Gekreuzigten und Auferstandenen liegt für uns die Erfüllung des frohen Pauluswortes: "Der Tod ist verschlungen vom Siege Jesu Christi. Tod, wo ist dein Sieg? Tod wo ist dein Stachel? Dank sei Gott, der uns den Sieg ermöglicht in unserm Herrn Jesus Christus." (1 Kor. 15, 55 ff.). Schöpfergröße im Kleinsten ────────────────────────── Schöpfergröße im Kleinsten Seitbem die exakte Forschung den Menschen selbst zum Gegenstand ihrer Messungen und Versuche machte, zeigt sich immer klarer, welche Unsummen von Schöpferweisheit sich allein in dem engen Raum des menschlichen Leibes offenbaren. Die Organe des Menschen haben einen vernünftigen Vergleich mit den Errun­ genschaften moderner Technik keineswegs zu scheuen. Ein Beispiel: Die Schwingungen einer Telefonmembrane können unglaublich klein werden, das menschliche Ohr vermag sie trotz­ dem noch aufzunehmen. Nach gemachten Mes­ sungen verschwindet die Tonempsindung erst dann, wenn der Anschlag der Telefonmem­ bran nur noch 6,3 Millimeter geteilt durch eine Milliarde (!) beträgt, also ein für unsere normalen Begriffe unvorstellbar kleines Län­ genmaß. Damit geht der Ansschlag der schwin­ genden Me«tbran unter die Größe von Mole­ külen herab und trotzdem vermag das Ohr die­ sen allerfeinsten Stromschwankungen immer noch zu folgen. Und wieviel könnte uns der Wunderbau der Netzhaut des menschlichen Auges erzählen mit seinen etwa 1.30 Milltonen Stäbchen für die Helligkeitsempfindungen und etwa 7 M'll. Zäpfchen für Farbensehen.